Partner weg und nun?
Manche werden sagen „Gott sei Dank“. Meistens aber nicht. Zur emotionalen Achterbahn kommt dann auch die Erkenntnis, dass da noch Einiges im Hintergrund gelaufen ist, von dem Frau oder Mann nichts wusste. Dazu gehören oft leider auch juristische und finanziell relevante Sachverhalte, die, wenn das Vertrauen weg ist, dann doch nicht so sind, wie sie hätten sein sollen.
Um es vorweg zu nehmen – dies ist kein Plädoyer für Misstrauen. Ganz im Gegenteil. Es ist ein Plädoyer dafür, unabhängig von einer bestimmten Beziehung die Verantwortung für sein Glück zu übernehmen, d.h. für sich selbst und seine Liebsten.
Im Volksmund heißt es „Schönheit kommt von innen“. Ich würde einen Schritt weitergehen: „Schönheit kommt von Selbstbewusstsein“. Selbstbewusst ist, wer bereit ist Dinge zu hinterfragen, mit den Antworten aktiv umgeht und erkennt, dass es gerade die begrenzte Lebenszeit ist, die das Leben so unglaublich wertvoll macht. Unbequeme Fragen zu stellen kann man während einer Beziehung machen oder nach einer Beziehung.
Wer gleich Fragen stellt, weiß was passiert, wenn der Partner weg ist. Das hilft nicht aus der emotionalen Achterbahn heraus. Aber zu wissen, welche Konten und Schließfächer es gibt, welche Rechte man als unverheirateter Partner hat oder eben nicht hat, was gesetzlicher Güterstand wirklich bedeutet oder warum eine Erbengemeinschaft mit einem minderjährigen Kind keine wirklich gute Idee ist, verhindert späte Albträume. Wichtige Fragen erst nach der Trennung, Scheidung oder dem Versterben zu stellen, reduziert jeglichen Gestaltungsspielraum gewaltig und ist nicht zu empfehlen.
Erstmal klingt das alles spaßbefreit, es schafft jedoch nach meiner Erfahrung viel inneren Frieden, wenn man den möglichen Verlust des Partners – so schlimm es ist – einmal durchdacht und die Rahmenbedingungen verstanden hat. Es braucht dazu weniger Zeit als man denkt, bewirkt aber viel Gutes, weil genau diese Auseinandersetzung sinnstiftende Gestaltungskraft für die Zukunft freisetzt. Weil aufgeschobene Themen in der ein oder anderen Verkleidung ohnehin immer wieder auftauchen, kann man sich auch gleich damit beschäftigen. Aktiv gestalten macht einfach viel mehr Spaß als defensiv zu reagieren. Man muss es sich nur wert sein.
Es spricht also nichts dagegen noch heute in den Kalender zu sehen und den Termin festzulegen, an dem man mit der Klärung der eigenen Vorsorgesituation beginnt. Ob Tod oder Scheidung oder Unfall, ein Vorsorgepaket bestehend aus Testament, Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung hilft wirtschaftliche Sorgen zu verringern und unerwartete Situationen wie eine fehlende Fürsorgeberechtigung, bspw. im Krankenhaus, von vornherein zu vermeiden.
Der Aufwand ist viel geringer, als man gemeinhin glaubt. Testen Sie es!
Autor: Stefan Herborg - ERBEn NEU ERLEBEN
Mensch statt Anwalt für Erbcoaching, Testamentsvollstreckung und Mediation